Workshop III
Der dritte Humanities-Workshop fand auf Einladung des Institut d’Études Avancées (IEA) im Centre de Recherche et de Documentation du Sénégal (CRDS), in Saint-Louis, Senegal, statt. Unser Gastgeber war Babacar Fall, Leiter des IEA und Historiker an der "Faculté des sciences et technologies de l’éducation et de la formation (FASTEF), Université Cheikh Anta Diop, Dakar. Teilnehmende waren, neben den Fellows, dem Koordinationsteam und Dr. Wielandt von der VW-Stiftung, und wechselnden lokalen Teilnehmenden von IEA und CRDS unter anderem:
Professor Gilbert Pwiti, Archäologe, von der Universität Simbabwe in Harare, Fatima Fall, die Direktorin des CRDS, der Historiker Professor emeritus Boubacar Barry, ehemals an der Universität Cheikh Anta Diop in Dakar, und Frau Maty Ndiaye Sy (IEA). Sie stellten ihre Expertise für unsere Podiumsdikussion und für Kommentare zu den vorgestellten Papers zur Verfügung. Da unsere Humanities-Runde rein anglophon ist, war dies eine gute Gelegenheit, einen Einblick in die frankophone akademische Welt zu gewinnen.
Präsentationen
Der Hauptteil dieses Workshops war wie eine Konferenz organisiert, auf der in verschiedenen Panels die Papers vorgestellt wurden. Auf inhaltlicher Ebene wurden diese Papers von erfahrenen Akademiker*innen beurteilt und kommentiert, auf formaler Ebene gab es dazu Feedback von Coach Birgit Carstensen und gezieltes Training im späteren Präsentations-Coaching.
Dr Obvious KATSAURA von der Wits University, Johannesburg, Südafrika stellte sein Paper zu “Pentecostal Dominionism and the Reconstitution of African Urbanities“ vor. Dieses wurde von Halkano Wario kommentiert.
Dr Halkano Abdi WARIO von der Egerton University in Kenia sprach über sein Projekt “Towards a Theory of Counter-Jihad: Comparative Analysis of Counter-Narrative Production in Contemporary Muslim World.” Ein Religionswissenschaftler aus Dakar kommentierte dies.
Dr Meron ERESSO (Rift Valley University, Addis Ababa, Äthiopien) präsentierte “The intricacy of social class of migrants: discussing heterogeneity and Social Mobility of female migrants.” Kommentare bekam sie von Prof. Dr. Brigitte Reinwald.
Dr Edwinus LYAYA (University of Dar es Salaam, Tanzania) stellte sein Paper “Pre-Industrial Iron and Steel Production in Chongwe, Lusaka, Zambia: The technology of Multiple Smelting Furnaces per Termite Mound” vor und bekam dazu akademisches Feedback von Prof. Dr Gilbert PWITI (University of Zimbabwe, Harare, Zimbabwe).
Dr Pastory BUSHOZI, ebenfalls von der University of Dar es Salaam, Tansania, präsentierte über ”Stone beads in the Middle Stone Age (MSA) assemblage at Mumba rock-shelter in northern Tanzania.” Prof. Innocent PIKIRAYI (University of Pretoria, Südafrika), der leider verhindert war und nicht persönlich an diesem Workshop teilnehmen konnte, war so freundlich, seine Vorschläge und Kommentare dazu schriftlich einzureichen, sodass Dr. Bushozi ausreichend Feedback zu seiner anstehenden Publikation bekam.
Dr Joseph MUJERE (University of Zimbabwe, Harare, Simbabwe) hielt seine Präsentation über “The making and remaking of platinum mining labour recruitment regimes in South Africa, c.1994-2018,” und wurde kommentiert von Prof Babacar Fall (IEA).
Dr Plan SHENJERE-NYABEZI (University of Zimbabwe, Harare, Simbabwe) mit “Domestic architecture of the Zimbabwe culture: Revelations and reflections from North-western Zimbabwe” bekam Rückmeldung von Prof. Gilbert PWITI (University of Zimbabwe, Harare, Simbabwe).
Dr Saudah NAMYALO (Makerere University, Kampala, Uganda) hielt ihre Präsentation zu “The typology and function of locative enclitics in Ruruuli-Lunyara.”
Dr Elinaza MJEMA von der University of Dar es Salaam, Tansania präsentierte sein Publikationsvorhaben "Embracing Indigeneity: Negotiating Early Colonial Entanglements in East African coast from 6th to 19th centuries AD" und erhielt hilfreiche Hinweise und Kommentare von Prof. Innocent PIKIRAYI (University of Pretoria, South Africa).
Coaching und Podiumsdiskussion
Dieser Workshop stand unter dem Motto:
"Challenges and Potentialities for Postdoctoral Scholars in the Humanities in African Universities"
Eine Podiumsdiskussion, geleitet von Dr. Saudah Namyalo, widmete sich dem Thema "Balancing different academic tasks: Concerns and constraints for young scholars in the Humanities." Dr Meron Eresso, Dr Halkano Wario und Dr Elinaza Mjema zeigten auf, wo persönliche, strukturelle und institutionelle Schwierigkeiten junger Akademikerinnen und Akademiker liegen. Sie stellten der Runde von erfahrenen Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftlern Fragen dazu, wie sie solche Probleme in der Vergangenheit gelöst haben bzw. wie man auf institutioneller Ebene damit umgehen könne um sie zu mildern. Joseph Mujere moderierte während des zweiten Teils der Podiumsdiskussion " How to deal with challenges. Shared solutions by experienced scholars", während dem Prof Gilbert Pwiti, Prof. Babacar Fall, Prof. Boubacar Barry, Maty Ndiaye Sy und Prof. Brigitte Reinwald ihre Erfahrungen aus international und akademisch sehr gemischter Perspektiven dazu teilten.
Zudem gab es ein Präsentations - Coaching von und mit der Hamburger Psychologin Birgit Carstensen zum Thema "The Academic and the Personal. Individual Focus in Presentation Coaching".
kulturelle Exkursion: Saint-Louis und die Fischerinsel
Diese Exkursion führte uns in Pferdekutschen durch die verschiedenen Stadtteile Saint-Louis. Die Île Saint-Louis, eine rund 70 Hektar große längliche Insel vor der Mündung des Senegal-Flusses in den Atlantik, trägt den historischen Stadtkern von Saint-Louis, war die erste französische Siedlung in Afrika und die erste Hauptstadt Senegals. Sie wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und zeigt noch immer die typische Kolonialarchitektur.
Die Place de Faidherbe, um den sich die Rognard-Kaserne und die arkadengesäumte „Gouvernance“ gruppieren, teilt die Stadt in einen Nord- und einen Südteil. Im Süden siedelten sich die Europäer zuerst an, dort befindet sich auch die 1828 als erste Kirche Westafrikas eingeweihte Kathedrale. Im historischen Stadtkern sind heute großteils Hotels und Geschäfte für die Tourist*innen. Im Norden befindet sich eine Moschee, die kurioserweise mit einem Glockenturm versehen ist: ein koloniales Bau-"Geschenk" für die muslimische Bevölkerung.
Über eine Brücke gelangt man zu dem dicht besiedelten Stadtteil Guet N’Dar, der auf der 25 km langen und nur 100 Meter breiten Landzunge Langue de Barbarie liegt. Hier leben dicht gedrängt die Familien der Fischer, die tagelang mit ihren Pirogen auf dem Meer unterwegs sind um Fische zu fangen. Dort sind außerdem ein maurischer Friedhof sowie der große Fischmarkt zu finden. Nördlich der Langue de Barbarie befinden sich Vogelschutzgebiete wie der 16.000 Hektar große Nationalpark Djoudj mit Tausenden von Brutplätzen von Kormoranen und Flamingos. Unser Guide, der selbst aus Guet N'Dar stammt, berichtete sehr eindrücklich von der Situation der Menschen dort, und wie er hofft, dass künftige Generationen durch Bildung ihre Lebensumstände zum Besseren wenden können.