20 Jahre "Wissen für Morgen"- ein Abschlussfest mit Rückschau und Ausblick
Insgesamt wurden in der Initiative "Wissen für morgen – Kooperative Forschungsvorhaben im sub-saharischen Afrika" 103 Fellows (Postdocs) in sechs Ausschreibungen gefördert; die Themen waren: Vernachlässigte Tropenkrankheiten, Natürliche Ressourcen, Ingenieurwissenschaften, Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften und Livelihood Management. Es konnten zudem 87 Kooperationsprojekte (mit Beteiligung von 236 Forschenden) und 81 Veranstaltungen realisiert werden.
Das Förderangebot wurde 2003 eingerichtet und im Dezember 2021 beendet - durch späteren Startzeitpunkt sowie Covid-bedingt laufen einige der Ausschreibungen (wie u.a. die Geisteswissenschaften) aktuell noch weiter. Ursprüngliches Ziel war es, einen Beitrag zum Aufbau und zur nachhaltigen Stärkung von Wissenschaft aller Disziplinen im sub-saharischen Afrika zu leisten. Im Fokus der Initiative standen der (individuelle) Kapazitätsausbau und die Stärkung von Netzwerken sowohl zwischen Deutschland und Afrika als auch inner-afrikanisch. Förderinstrumente waren neben den Postdoktoranden-Programmen auch Kooperationsprojekte und Veranstaltungen wie Sommerschulen, Symposien, Workshops.
Dass dies über die Maßen gelungen und erfolgreich war, zeigte sich in zahlreichen Beiträgen, Podiumsdiskussionen und Präsentationen. Die Volkswagen-Stiftung hat sich mit ihrer Afrika-Initiative als zuverlässiger, kontinuierlicher und nachhaltiger Förderer in zahlreichen afrikanischen akademischen Feldern etabliert, wie durchweg alle Fellows wiederholt unterstrichen.
wichtige Ergebnisse der Podiumsdiskussion
Die Geförderten stellten dar, wie sich die Reputation und das Arbeitsumfeld innerhalb der geisteswissenschaftlichen Fächer in Afrika in den letzten Jahren zum Schlechteren verändert hat und dass es nötig sei, den Marktwert und die Attraktivität der Geisteswissenschaften zu steigern. Dies könnte zum Beispiel durch thematisch fokussierte Inititativen geschehen, die explizit geisteswissenschaftliche Perspektiven einbeziehen - beispielsweise über Friedens- und Sicherheitsthemen oder den Klimawandel. Die Humanities-Fellows haben im Rahmen ihrer Stipendien und darüber hinaus verschiedene Techniken angewandt, um ihr Wissen sowohl in ihrer Fachdisziplin einzubringen als auch darüber hinaus zu streuen, beispielsweise
- Inter- und Multidisziplinarität: Forschungskooperationen über die Fachgrenzen hinaus, zum Beispiel zwischen Archäolog*innen und Medizinischem Personal, Mikrobiolog*innen oder Tourismusbeauftragten, zwischen Historikern und Geologen/Metallurgen, zwischen Sozialwissenschaftler*innen und Künstler*innen, zwischen Linguistinnen und der Polizei, zwischen Forschenden und lokalen Gemeinschaften. Auf diese Weise wurden die "fachfremden" Akteur*innen auf Augenhöhe anerkannt und Materialien weit über das akademische Spektrum hinaus produziert.
- Netzwerken und Kommunikation: die projektinternen Kooperationen mit deutschen Forschenden sowie deren Institutionen hatte auf viele der Geförderten und ihre Projekte positive Auswirkungen. Aber auch Netzwerke zwischen den Fellows und politischen Entscheidungsträgern trugen reichhaltige Früchte - z.B. zum Thema Repatriierung von während der Kolonialzeit geraubten Gegenständen oder zum Thema Anerkennung und Erhalt bzw. Wiederaufbau von vernachlässigten Kulturerbestätten.
- Kapazitätsausbau:
a) Individuelle Karriere: die geförderten Humanities-Fellows haben alle in international renommierten Fachzeitschriften publiziert, sind Senior Lecturer, Dekan oder Associate Professors in ihren Universitäten geworden, haben Positionen in wissenschaftlichen Beiräten z. B. von Projekten der Europäischen Forschungsgemeinschaft, und/oder arbeiten mit internationalen Organisationen wie der Afrikanischen Union, dem Institute for Security Studies oder mit IGAD zusammen.
b) Supervision und Mentorenschaft für jüngere Akademiker*innen: während der Prokejtlaufzeiten haben mehr als 30 MA-Studierende ihren Abschluss im Umfeld der geförderten Projekte gemacht, wurden 10 PhD-Studierende promoviert, und haben viele weitere Studierende von dem Förderprogramm profitiert. Teils gabe es finanzielle Unterstützung durch Stipendien (z.B. Übernahme von Studiengebühren, Konferenzgebühren, Reisekosten, Feldforschungsausgaben), die an die Förderung der Fellows gekoppelt waren, teils die Vermittlung von Arbeitsstellen als Wissenschaftliche Mitarbeitende, im Labor oder in der Forschungsassistenz. Die in den Projekten gesammelten reichhaltigen Datenmengen, z.B. im linguistischen Corpus von Ruruuli-Lunyala oder an archäologischen Ausgabungsfunden etc. werden zusätzlich noch viele Jahre Stoff für weitere Forschungsprojekte, MA- oder Doktorarbeiten liefern.
- Wissenschaftskommunikation: Das Wissen, das durch die Forschung zusammengetragen wird, ist sowohl auf globaler Ebene von Bedeutung als auch regional oder lokal von Einfluss. Auch politisch oder auf Regierungsebene hat es Auswirkungen. Die Geförderten des Humanities-Projektes haben sowohl wissenschaftlich publiziert als auch populäre Bücher geschrieben, haben Ausstellungen und Workshops durchgeführt, waren in Fernsehdokumentationen und Talkshows zu sehen, inititerten Gemeinschafts-Museen oder sprachen im Radio über ihre Forschung und die Bedeutung für die Communities. Ihr Engagement gilt dabei nicht ausschließlich universitärere Forschung sondern der Möglichkeit zur Teilhabe, Ownership und zum Kapazitätsausbau auf der lokalen Ebene.